Lebensqualität im Alter zu garantieren und eine gute Betreuung auch in Baiersbronn zu schaffen, darum geht es im kürzlich gegründeten Arbeitskreis Soziales. Ein Thema, das zunächst im Gemeinderat Baiersbronn auf eine eher ablehnende Haltung stieß, ist nun Sache einer Bürgerumfrage geworden. Am heutigen Samstag werden in der Gesamtgemeinde 8606 Fragebögen an alle Bürger über 40 verschickt, um den Bedarf für barrierearme und innovative Wohnformen abzuklären.
"Ziel dieser Befragung soll es sein, die Bedürfnisse und Vorstellungen vom Leben und Älterwerden in Baiersbronn in Erfahrung zu bringen", so lautet der Text im Anschreiben des Fragebogens. Bürgermeister Michael Ruf und die rund 20 Mitglieder des Arbeitskreises Soziales hatten in einigen Stunden den Inhalt des Fragebogens auf die Gesamtgemeinde zugeschnitten. Unter Beteiligung von Bernhard Goldschmidt vom Verein SPES-Zukunftsmodelle, der für die Umsetzung des Leader-Projekts zuständigen Studiengesellschaft, wurden zahlreiche Fragen und Möglichkeiten diskutiert.
"Wir haben sachlich fundierte Diskussionen erlebt und einen Arbeitskreis, der aus kompetenten Leuten besteht", lobte Goldschmidt. Wichtig seien nun der Rücklauf der Befragungsbögen und die Mitarbeit der Bürger. Baiersbronn sei die größte aller Gemeinden, die an dem von Leader geförderten Projekt "Innovative, barrierearme Wohnformen für ältere Menschen zur Belebung der Ortszentren" teilnimmt.
Was sich zunächst kompliziert anhört, ist lediglich die Suche nach Möglichkeiten für Zwischenlösungen. Es gebe viele ältere Menschen, die nicht mehr ganz alleine zurechtkommen, jedoch für ein Pflegeheim zu fit sind. Für diese müssten dringend Möglichkeiten geschaffen werden, betonen die Mitglieder des Arbeitskreises. Wichtig war es ihnen, auch die Teilorte in die Befragung mit einzubeziehen. "Der Standort Baiersbronn soll für Senioren attraktiv gestaltet werden. Das ist das Ziel", sagt Bürgermeister Michael Ruf. Er sieht auch die jungen Leute gefragt, sich zu beteiligen. Denn die Jungen sind die Alten von Morgen. Wichtig sei bei dem Thema, auch die Barrierefreiheit im Kopf zu erlangen, so ein Arbeitskreismitglied, das die zunehmende Vereinsamung älterer Menschen anspricht. Großfamilie war gestern, heute brauche man neue Möglichkeiten für Gemeinschaft und Geborgenheit im Alter. Pflegeheimbetreiber haben im Arbeitskreis ebenso mitgearbeitet wie die Diakoniestation. Für alle ist der Bedarf sichtbar und deshalb das Ziehen an einem Strang notwendig.
"Für Baiersbronn ist es noch nicht fünf nach zwölf, aber sicher an der Zeit, mit Blick auf die kommenden Pflegereformen zu handeln", betont Uwe Raible. Ab 2019 würden laut Vorschrift nur noch Einzelzimmer in der Pflege gefordert, dies bedeute einen Wegfall von rund 30 Prozent der Plätze in Baiersbronn. Man habe die Chance, ein Ergänzungsangebot zu schaffen, aber die Bürger müssten mit ihrer Interessensbekundung ein Zeichen setzen.
Der Rückgabetermin der Fragebögen ist der 26. Mai. Am Mittwoch, 14. Mai, von 14 bis 16 Uhr stehen im Tagungsraum der Schwarzwaldhalle Mitglieder des Arbeitskreises zur Verfügung, die beim Ausfüllen der Bögen bei Bedarf behilflich sind. Bei einer Bürgerversammlung am Mittwoch, 16. Juli, ab 19 Uhr werden die Ergebnisse der Öffentlichkeit vorgestellt und weitere Schritte besprochen.