Auf der Suche nach passenden Wohnformen für fitte Senioren möchte auch die Gemeinde Baiersbronn nicht hintenanstehen und will mit dem Leader-Projekt "Innovative, barrierearme Wohnformen mit Betreuungsmöglichkeit für ältere Menschen zur Belebung der Ortszentren" neue Wege gehen.
Die erste Infoveranstaltung zu innovativen, barrierearmen Wohnformen mit Betreuungsmöglichkeit für ältere Menschen im Rosensaal stieß auf großes Interesse. Dabei mussten die Referenten auch Fragen zur Realisierbarkeit beantworten. Zu Gast waren Gerhard Kiechle, Bürgermeister a. D. aus Eichstetten, und Bernhard Goldschmidt von SPES-Zukunftsmodelle e.V., der für die Umsetzung des Leader-Projekts zuständigen Studiengesellschaft.
"Das klassische Altenheim ist nicht mehr für alle ideal", so Bürgermeister Michael Ruf, der deutlich machte, dass er in dem Projekt für Baiersbronn Zukunftspotenzial sieht. Der demografische Wandel stelle auch die Kommunen vor neue Herausforderungen. Für die neue Altersschicht gelte es, weitere Angebote aufzuzeigen, damit ihnen ein Umfeld geboten werde, in dem sie möglichst lange selbstständig wohnen können.
Eine weitere Herausforderung sieht Ruf in der Belebung der Ortszentren. Dort müsse man neue Impulse setzen, auch in Baiersbronn.
"Über Leader habe ich erfahren, dass es die Möglichkeit gibt, beide Herausforderungen zu verbinden. Daher bin ich froh, dass es gelungen ist, auch den Gemeinderat von der Sache zu überzeugen", erklärte der Bürgermeister. Er regte an, nach der Infoveranstaltung eine Projektgruppe zu bilden, um für Baiersbronn eine Lösung zu finden, die zur Gemeinde passt. Eine Lösung für seine damalige Gemeinde Eichstetten hat der frühere Bürgermeister Gerhardt Kiechle gefunden. Über diese Lösung berichtete er anschaulich. "Selbständiges Wohnen mit Servicecharakter ist einfach gefragt", stellte Kiechle fest, der unter dem Eichstetter Leitsatz "Das Dorf übernimmt den Generationenvertrag" von seinen Erfahrungen dort berichtete.
In Eichstetten am Kaiserstuhl sei bereits in den 90er-Jahren ein Bürgerverein gegründet und ein Netzwerk aufgebaut worden, das Hand in Hand – zum Teil auf ehrenamtlicher Basis, zum Teil mit Teilzeitkräften – die Betreuung der älteren Dorfbewohner übernimmt und organisiert. Allerdings funktioniere so ein Konstrukt nicht ohne die Kooperation mit privaten Pflegediensten, einer Sozialstation oder auch mit vielen anderen Stellen. "Die Gemeinde sorgte dabei für die Gebäude, die Bürger für den Betrieb", sagte Kiechle. Er bescheinigte dem Projekt eine stetige positive Entwicklung. "Beteiligung erzeugt Verantwortung", lautet sein durchweg positives Fazit. Heute überlege man sich sogar, eine zweite Wohneinheit mit Betreuung anzubieten.
Aus den Reihen der Zuhörer kamen Fragen nach der Finanzierbarkeit, aber auch nach der konkreten Realisierbarkeit eines solchen Projekts. "Wie geht es konkret in Baiersbronn jetzt weiter?", diese Frage warf Bernhard Goldschmidt von SPES auf und umriss grob die weitere Vorgehensweise.
Zunächst soll auch auf Wunsch des Gemeinderats eine Bedarfsanalyse von einem Fachinstitut erstellt werden. Zeichnet sich ein Bedarf ab, werden weitere Schritte eingeleitet und auch weitere Arbeitskreise gebildet.
Die Bürgerbeteiligung sei dabei besonders wichtig, betonten Projektbegleiter Goldschmidt und Bürgermeister Ruf. Breite Bürgerbeteiligung schaffe die Chance, tief in der Bürgerschaft verwurzelte Projekte zu realisieren.
"Gemeinsam wollen wir für Baiersbronn eine zukunftsfähige Idee schaffen", erklärte Ruf.